»Christentum und Islam sind im Rahmen ihrer Möglichkeiten kriegerisch und im Rahmen ihrer Unmöglichkeiten friedlich.«

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Zuletzt hochgeladen: 01.08.2019

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Inhaltsverzeichnis:


      Was ist Atheismus?
      Muss man den Atheismus rechtfertigen?
      Warum sollte man Atheist sein?
      Ein Atheist ist jemand, der Beweise braucht
      »Nur glauben« reicht nicht

 

Was ist Atheismus?

Atheismus: Wenn Theismus der Glaube  an Gott ist, ist Atheismus der Nicht-Glauben  an Gott, d. h. das Fehlen eines Glaubens an übernatürliche Wesenheiten. Ein Atheist ist nicht jemand, der sagt »Es gibt keinen Gott«  _1_ Sondern jemand, der sagt »Ich glaube nicht an Gott«.

Man bezeichnet es als schwachen oder negativen Atheismus, wenn jemand sagt, »Ich glaube nicht an Gott«. Als starken oder positiven Atheismus bezeichnet man es, wenn die Aussage lautet, »Es gibt keinen Gott« oder »Der Begriff Gott ist sinnlos«.

Agnostizismus: Gnosis heißt »Erkenntnis«, Agnostizismus bezeichnet Nicht-Erkenntnis. Im Zusammenhang mit Gott ist ein Agnostiker jemand, der sagt, dass man die Existenz Gottes nicht erkennen  kann. Ist es mit einem Glauben an Gott verbunden, redet man von Fideismus : »Man kann nicht wissen, ob es Gott gibt oder nicht, aus dem Grund muss man an ihn glauben «.

Die Frage lautet, ob man den Atheismus rational und undogmatisch rechtfertigen kann oder nicht und wozu das gut ist. Die Behauptung, dass es geht und wie es geht, ist Thema der Website. Der Atheismus ist keine Ideologie, sondern es handelt sich um die Negation (Verneinung) einer Ideologie  (Theismus, speziell Monotheismus).

Das Bild der Atheisten wird von den Theisten negativ gezeichnet. Den Ungläubigen wird gerne ein genereller Hang zu unmoralischem Verhalten nachgesagt. Das geschieht nicht mit intellektuell redlichen Argumenten, sondern auf eine Art und Weise, die weder moralisch noch logisch einwandfrei ist. Lesen Sie zu dem Thema bitte auf meiner Website →Was ist mit der religiösen Moral?.

Kleine Kinder sind z. B. Atheisten, bis ihnen ein Erwachsener die Idee nahebringt, es existiere ein Gott _2_. Menschen, die nicht vom Schöpfergott gehört haben und keinen Glauben an ihn haben, nenne ich »implizite Atheisten» _3_. Leute, die über Gott und den Glauben nachgedacht haben und ihn zurückweisen, beschreibe ich als »explizite Atheisten«. Personen, die behaupten, es gäbe keinen Gott, bezeichne ich als starke Atheisten. Und Agnostiker nenne ich weiterhin Agnostiker, obwohl sie meiner Definition nach Atheisten sind.

 

Muss man den Atheismus rechtfertigen?

Muss man nicht. Man kann es. Vor allem muss man den Leuten erklären, was Atheismus wesentlich ist. Von Theisten wird vorzugsweise eine inkorrekte Definition von Atheismus verwandt und in Folge demontiert. Das betreiben Theologen, z. B. der Herr Küng in [Küng 2001b], gerne. Es gibt (sagt die Mehrheit der Theologen) keinen Beweis für die Existenz Gottes. Wenn ein Atheist behauptet, wie mancher Theologe ihm fälschlicherweise unterstellt, es existiere kein Schöpfergott, müsste der Atheist einen positiven Nachweis der Nichtexistenz führen, was angeblich logisch unmöglich sein soll. Alleine wer allwissend ist, könnte definitiv sagen, dass kein Gott existiert. As diesem Grund ist der Atheismus irrational. Damit wäre die Behauptung, es gäbe keinen Weihnachtsmann, gleichermaßen vernunftwidrig.

Bemerkenswert ist, zu was für Tricks sich Religionsanhänger und Apologeten genötigt sehen, um den Atheismus herabzusetzen. Siehe →Aus der Trickkiste der Theologen.

Man wird kaum Atheisten aus den letzten Jahrhunderten finden, die behaupten, Gott existiere nicht. Hier wird eine unechte Definition von Atheismus zugrunde gelegt, um die Atheisten auf der Basis diskreditieren zu können. Sowohl die Mehrheit der Theologen/Theisten als auch die Mehrheit der Atheisten oder die Mehrheit der Agnostiker sind sich darüber einig, dass es keinen Beweis für und keine gegen einen Schöpfergott gibt _4_. Es sind Theisten, die sagen, dass man einen Glauben an Gott benötigt, als Ersatz für einen Beweis. Und ein Atheist ist jemand, dem der Glauben fehlt bzw. jemand, der Glauben für einen schlechten Ersatz für Wissen hält. Und der die Idee, man könne jenseits des Wissens und jenseits des Erkennens wissen oder erkennen, für unsinnig hält. Mit Ausnahmen – es gibt Esoteriker, die Atheisten sind. Man müsste genauer über die Wesenszüge Bescheid wissen, die ein Gott haben soll, um zu erwägen, ob er existieren kann oder nicht.

Es gibt eine unendliche Menge an Dingen, an die wir nicht glauben. Bei gläubigen Christen gehören z. B. alle Götter fremder Religionen dazu sowie die abweichenden Vorstellungen anderer Theisten derselben Richtung. Gläubige sind fähig, an eine Sache nicht zu glauben, obwohl sie keinen »Beweis für die Nichtexistenz« haben. Es ist nicht in jedem Fall zu schaffen, einen Nachweis für Nichtexistenz zu haben – folglich ist es irrational, daran zu glauben, alleine aufgrund der Tatsache  weil die Nichtexistenz nicht bewiesen wurde ... In der logischen Umkehrung wäre es vernünftig, zu glauben, wenn Existenz nachgewiesen wurde oder zumindest hochwahrscheinlich ist oder dessen Vorhandensein notwendig ist, um beobachtete Phänomene zu begründen. Mit der Hypothese »Gott existiert« kann man nichts erklären.

Da Nichtexistenz wahrscheinlicher ist als Existenz, ist man auf der rationalen Seite, wenn man, bis zum Beweis des Gegenteils, von der Nichtexistenz ausgeht.

Obendrein gibt es von der Glaubensposition, die eine Art nahezu 100%iger Überzeugung ist, nicht nur die Gegenposition, nach der man zu 100% vom Gegenteil überzeugt ist. Man kann sich in winzigen Schritten vom Standpunkt eines Gläubigen zu dem eines Atheisten bewegen. Zuerst tauchen Zweifel auf, die Risse in dem »Panzer der Hundertprozentigkeit« schaffen, die graduell größer werden, bis sie überwiegen. Wenn dies der Fall ist, ist man Atheist _5_.

 

Warum sollte man Atheist sein?

Warum sollte man nicht an Gott glauben? Die Mehrheit der Menschen tut es!

Für einen Nicht-Glauben an einen Schöpfergott gibt es einen simplen Grund. Ich glaube nicht an ihn aus Mangel an Beweisen.

Nehmen wir eine Analogie, um das Prinzip zu erklären. Angenommen, ein vertrauenswürdiger Freund erzählt mir, dass in ein leer stehendes Haus in der Nähe eine fünfköpfige Familie einzieht, Vater, Mutter und drei Kinder. Ich glaube es ihm ohne weiteres. Das ist für den Ortsteil, in dem ich lebe, normal. Angenommen, ich kenne das Haus und weiß, dass es nicht leer steht und dass darin eine Bekannte von mir lebt, mit der ich erst kürzlich gesprochen habe. Sie sagte mir, dass sie auf jeden Fall hier leben wollte. Ich würde anfangen, an der Geschichte zu zweifeln. Ich hätte keinen Grund, meinem Freund zu misstrauen – solche Dinge kommen vor, und meine Bekannte könnte ihre Meinung geändert haben. Ich würde einen Beweis oder ein Indiz fordern, bevor ich das akzeptiere.

Wenn stattdessen mein Freund behauptet, dass in das Haus eine Familie vom Sirius einzieht, menschenähnliche Außerirdische – würde ich mit Unglauben reagieren, Vertrauenswürdigkeit hin oder her. Ich würde einen hinreichenden Beweis für seine Behauptung verlangen. Und nur nach dem Vorliegen eines überzeugenden Beweises (Fotos würden mir beispielsweise nicht ausreichen) würde ich anfangen, an die Geschichte zu glauben (im Sinne von: vermuten, es sei wahr).

D. h. je mehr von meiner alltäglichen Erfahrung entfernt, umso eindeutiger müssen die Beweise sein, dass es wahr ist. Das ist das »normale« Verfahren. Das gilt in bedeutsamem Maße, wenn die gemachte Aussage von mir eine Revision meines Denkens oder meiner Lebensweise erfordert. Je weiter ein Sachverhalt von meiner Wissensbasis entfernt ist, desto überzeugender sollten die Beweise sein.

Die Behauptung, dass es ein unendliches, ewiges, allmächtiges, (all)gütiges, allwissendes, unsichtbares und allgegenwärtiges Wesen gibt, weicht extrem von menschlicher Erfahrung ab. Außerirdische vom Sirius mag ich mir vorstellen können, bei Gott ist das weitgehend unmöglich. Der Nachweise für die Existenz Gottes müsste aus dem Grund unüberbietbar gewichtig sein. Besser, als wenn ich annehmen sollte, es zögen Aliens in ein Nachbarhaus ein.

 

Ein Atheist ist jemand, der Beweise braucht

Die starken Beweise – geben die Theisten zu – existieren nicht. Im Gegenteil, die Gottesbeweise beruhen sämtlich auf Denkfehlern und sind widerlegt (siehe Gottesbeweise / →Vorbemerkung zu den Gottesbeweisen, und die Berufung auf das Gefühl ist viel schwächer. Die Behauptung, man müsse auf Beweise verzichten und »einfach so« glauben kann nicht befriedigen. Dasselbe Argument wird in gleichem Maße für Vishna, Krishna, Allah etc. angeführt. Man könnte sich für jeden Gott entscheiden – was aufgrund des Exklusivitätsanspruchs der monotheistischen  Religionen nicht umsetzbar ist. Man kann an alles glauben, wenn man seine rationalen Skrupel über Bord wirft – warum sollte man? Um zu wählen, warum ich den einen Glauben einem anderen vorziehe, muss ich meine Vernunft einsetzen und die Argumente abwägen. Aus dem Grund gibt es ein Primat der Rationalität  gegenüber dem Glauben. Es wäre fahrlässig, ohne Not auf die Ratio zu verzichten.

Warum sollte man die Vernunft bevorzugen? Weil wir uns für einen Glauben entscheiden müssen. Es gibt viele Möglichkeiten zur Auswahl – selbst, wenn man sich auf das Christentum beschränkt. Wir können (wie die übergroße Mehrheit der Gläubigen) den erstbesten Glauben nehmen, mit dem wir als Kind konfrontiert wurden. In dem Fall haben wir keine Wahl getroffen, sondern sie dem »biografischen Zufall« überlassen. Wenn wir auf solche Weise keine Alternative herausgreifen, können wir nicht behaupten, wir hätten eine rationale Wahlmöglichkeit gefunden. Die bestünde aus einem Abwägen der Gründe für und wider eine Sache. Man kann nicht anfangen, zu glauben, um es hinterher für das korrekte Urteil zu halten, weil man es glaubt – das ist ein logischer Zirkel. Alle Glaubensrichtungen locken damit, dass man sich erstmal auf den Glauben einlassen solle, der Rest würde sich finden. Was wiederum bedeutet, dass man keine Entscheidung trifft. Da alle religiösen Überzeugungen mit der Strategie der Entscheidungsvermeidung arbeiten, ergibt sich daraus kein Grund, sich auf die eine oder die andere Richtung festzulegen. Der »Grund« (wenn es einer wäre) spricht für alle Weltanschauungen, damit für keine bestimmte. Wie wir es drehen und wenden: Ohne ein Abwägen der Gründe für und wider gibt es keine Entscheidung. Die Gründe können sich nicht erst einstellen, wenn wir bereits glauben. Wir müssen mit dem Abwägen beginnen, bevor wir anfangen, zu glauben. Im anderen Fall ist es eine Täuschung, anzunehmen, man habe sich aus vernünftigen Gründen für den Gottesglauben entschieden _6_.

 

»Nur glauben« reicht nicht

Es nützt nichts, mir vorzuhalten, man müsse schließlich an einige Dinge ohne Beweise glauben, z. B. an die Logik. Zum einen ist die Logik ein ungeeignetes Beispiel, weil sie Voraussetzung meines Denkens ist. D. h., es ist kein Glauben nötig, sondern die Existenz der Logik ist die Vorbedingung, um glauben zu können. Das gilt für viele andere Beispiele – ich halte es für einen unlauteren Trick, solche Beispiele zu benutzen, was mein Misstrauen verstärkt. Zum anderen, selbst wenn der Theist recht hätte, und es gäbe Dinge, an die ein Glauben unverzichtbar ist, hätte ich nicht die Wahl, ob ich daran glaube oder nicht.

Ich habe die Wahl, ob ich an Gott glaube oder nicht. Mehr noch: Ich sehe in den Naturwissenschaften, dass Erklärungen besser sind, die auf Gott verzichten. Ich sehe den Erkenntnisfortschritt, den es gegeben hat, seitdem man auf Gott als »Supererklärung« verzichtet hat. Die Behauptung, wir sollten auf starke Beweise verzichten, weil die in dem Fall nicht sinnvoll sind, ist eine Behauptung, die weit weg von aller alltäglichen Vernunft ist. Dies bedürfte wiederum eines starken Beweises, damit man es akzeptieren könnte. Die Beweislast liegt bei den Theisten, die solches behaupten.

Gott mag existieren oder nicht existieren – das ist von unserem Glauben daran unabhängig. Für den Glauben bräuchte man eine rationale Rechtfertigung, und die gibt es nicht _7_. Folglich ist es sinnvoll, nicht an Gott zu glauben, bis zum Vorliegen eines starken Beweises. Und aufgrund der Sachlage bin ich Atheist.

Lesen Sie weiter:

»George Bush sagt, dass er jeden Tag zu Gott spricht, und die Christen lieben ihn dafür. Wenn Bush behaupten würde, er spräche zu Gott durch seinen Föhn, dann würden sie ihn für verrückt halten. Ich kann nicht verstehen, wieso der Zusatz eines Föhns dies absurder macht. (Sam Harris

1. Das kann man generell nicht behaupten. Wenn man einen Gott mit spezifischen Eigenschaften nimmt, kann man anhand der Eigenschaften feststellen, ob der spezielle Gott existiert oder nicht – unter spezifischen Voraussetzungen Zurück zu 1

2. Die Tatsache, dass einem ein Anderer von Gott erzählen muss, ist Beweis genug, dass es ihn nicht gibt. Zurück zu 2

3. Wenn jemand in seinem Leben nichts von Briefmarken gehört hat, ist er ein Nicht-Briefmarkensammler. Er bleibt es, selbst wenn es keine Briefmarken gibt! Zurück zu 3

4. Was ich persönlich für nicht richtig halte: Es gibt Möglichkeiten, die Existenz von Göttern mit spezifischen Eigenschaften  zu widerlegen. Zurück zu 4

5. Dass Gläubige dem Atheisten die Gewissheit unterstellen, die sie für sich in Anspruch nehmen, ist reine Projektion – man schließt von sich auf Andere. Atheismus beginnt damit, zu lernen, dass sich eine solche extreme Überzeugung nicht rechtfertigen lässt, und dass die Sicherheit des Glaubens keine Basis hat und haben kann. Von einer Sache überzeugt zu sein, ohne gute Gründe zu haben, ist leicht und ist selten von tiefem Nachdenken geprägt. Man kann jeden Unsinn »einfach so« glauben, ohne Argumente, ohne Beweise. Zurück zu 5

6. Was man aus irrationalen Gründen akzeptiert hat, wird man kaum aus rationalen Gründen ablegen. Zurück zu 6

7. Persönliches Wohlfühlen erkenne ich nicht als rationalen Grund an – in der Wissenschaft werden die Dinge nicht wahr, weil ich mich damit »wohl fühle«. Abgesehen davon wird das als »Argument« von jeder Glaubensrichtung verwendet, es spricht für die Sachlage, dass der Glauben unabhängig vom Inhalt und unabhängig von seinem Wahrheitsgehalt ein Wohlbefinden vermittelt. Ein Faschist oder Rassist fühlt sich in seiner Überzeugung an seine »Überlegenheit« sichtlich wohl. Sogar, wenn es den Tatsachen widerspricht, eventuell aus dem Grund. Zurück zu 7


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